Im Frühjahr und im Frühsommer haben die meisten Wildtiere ihre Kinderstuben eingerichtet. Im Sommer muss sich der Nachwuchs dann an das selbstständige Leben gewöhnen und lernen, mit verschiedenen Gefahren umzugehen. Wenn diese Zeit überstanden ist, kommt der Winter, der durch Kälte und Nahrungsmangel ebenfalls eine sehr kritische Jahreszeit ist. Für junge Wildtiere ist es also nicht immer leicht, ihr erstes Lebensjahr zu überstehen.
Sehr oft werden junge Häschen oder auch Rehkitze von Spaziergängern entdeckt. Viele fragen sich dann vielleicht: Braucht das Tierbaby Hilfe, wenn weit und breit kein Muttertier zu sehen ist?
Aber ich kann Sie beruhigen, nein, das ist ganz normal. Feldhasen und Rehe legen ihren frisch geborenen Nachwuchs im Wald, oder in der Wiese, auf Feldern oder Äckern ab, verbleiben aber im näheren Umfeld und kehren am Tag nur wenige Male zurück, um diese kurz zu säugen. Zum Schutz vor Feinden sind die Jungtiere gut getarnt abgelegt und haben keinen Eigengeruch. Jedoch haben die Jungtiere in den ersten Lebenswochen keinen Fluchtreflex. Das heißt, sie können das "Nest" zwar verlassen, es fehlt jedoch noch der Reflex bei der Witterung einer Gefahr sofort zu fliehen.
Vor allem in der Aufzuchtzeit ist es also besonders wichtig, die Hunde an die Leine zu nehmen. Wenn zum Beispiel eine trächtige Rehgeiß, so heißt die Rehmutter, nördlicher auch Ricke genannt, von Hunden gejagt wird, kann sie durch diesen Stress sogar eine Todgeburt erleiden.
Die Tierbabys sollten außerdem nicht von uns Menschen angefasst werden, sonst kann es passieren, dass die Mutter ihren Nachwuchs wegen des Menschengeruchs nicht mehr annimmt. Auch wenn die Tiere, wie zum Beispiel Hunde, den Wildnachwuchs nur abschlecken, nimmt das Jungtier den fremden Geruch an und der Nachwuchs könnte verstoßen werden.
Die Paarung beim Rehwild findet schon im Juli/August statt, der Nachwuchs wird jedoch erst im Frühsommer des darauffolgenden Jahres geboren. Bei Rehen kommt es zu einer Keimruhe, das heißt, das befruchtete Ei entwickelt sich erst ab Dezember und führt somit im Mai und Juni zur Setzzeit, das ist die Zeit, in der Tiere brüten oder Junge zu Welt bringen. Die Rehgeiß gebärt 1 - 3 Kitze.
Feldhasen bekommen von in den Monaten von Februar bis Oktober sogar 3 - 4 Mal Nachwuchs. Ein Wurf besteht aus maximal 5 Jungtieren. Sie sind Nestflüchter, das heißt, sie können das "Nest" schon nach ein paar Tagen verlassen und sind sehr schnell selbstständig. Sie werden schon behaart und sehend geboren.
Leinen Sie bitte Ihren Hund unserer Wildtiere zu Liebe an, damit die (werdenden) Muttertiere ohne Stress und Angst ihren Nachwuchs gebären und aufziehen können.